Limburg-Linter.  Unter dem Motto „Linter spielt“ hatte der Förderverein der Grundschule zu einem offenen Spielenachmittag eingeladen. Ausprobiert werden konnten Geschicklichkeit und Reaktionsvermögen sowie Strategie- und Tempospiele – alles außer Video- und PC-Games ...

 

Bild: »Gregs Tagebuch« als Brettspiel testeten beim Linterer Spieletag Adrian, Jonathan und Aaron (von links). Foto: Bohnhorst-Vollmer

Spiele ohne Grenzen in Linter

Von Anken Bohnhorst-Vollmer

Erst wenn alle Feuerwehrleute da sind, kann der Einsatz beginnen. So ist das überall, nicht nur bei der Feuerwehr in Linter. Aber eine Besonderheit haben diese Fachleute aus dem Limburger Stadtteil, wenn es um Löschen, Bergen, Retten und Sichern geht: Mit diesen Feuerwehrmännern kann man spielen. Die netten Männer in gut sitzenden Uniformen, mit schweren Stiefeln und robusten Helmen sind nämlich Spielfiguren des von der Linterer Wehr selbst gefertigten Brettspiels.

Das Spiel funktioniert wie „Mensch ärgere dich nicht“, erklärt der siebenjährige Sebastian Jünemann. Für jede gewürfelte Sechs rückt ein Feuerwehrmann aus. Gewonnen hat, wessen Mannschaft sich zuerst im eigenen Feuerwehrhaus versammelt hat. Das kann dauern – je nachdem, wie häufig während der Spiels Feuer ausbricht, das die wackeren Männer zurücktreibt, hat der blonde Junge rasch analysiert. Für ihn darf es ein bisschen schneller zugehen. „Linter spielt“, lautet das Motto der Veranstaltung, das zahlreiche kleine und große Spielbegeisterte in die Grundschule gelockt hat.

Auch Adrian, Jonathan und Aaron, die den Jugend-Bestseller „Gregs Tagebuch“ als Brettspiel testen wollen. Das sei schon wegen der Spielfiguren sehr vergnüglich, finden die jungen Männer und quetschen sich an einen Grundschultisch. Wer bekommt den Kleinen, wer soll mit dem schlaff dahinschlurfenden Typen mit der großen Knollennase ziehen? Die Jungen lachen und beginnen sich durch die Spielanleitung zu kämpfen. Aufgaben aus verschiedenen Themenbereichen müssen gelöst werden, um nicht den „Stinkekäse“, eine gelbe Gummischeibe, zu bekommen. Sämtliche Hindernisse zu meistern, ohne diesen Stinkekäse mitschleppen zu müssen, ist das Ziel des Spiels.

Aber Gregs Tagebuch gibt es auch noch in der Variante „Eier-Matsch“, das die Viertklässlerinnen Lea und Laura ausprobieren. Hier wird ein Kunststoff-Ei hin- und hergereicht, während dessen Ticken die Spieler immer abwechselnd Begriffe zu einem Thema nennen müssen. Den Eier-Matsch bekommt, wer das Ei beim letzten Ticken in der Hand hält, oder wem schon vorher nichts mehr einfällt. Bei Lea und Laura ist das nicht der Fall: Zum Begriff „Snack“ beispielsweise rattern sie ein paar Dutzend Schokoladenriegel-Kombinationen so schnell herunter, als würden sie sich ausschließlich aus dem Angebot des Süßwarenregals ernähren.

„Action-Spiele“ seien meistens „Renner“, berichtet Irene Höhler, Inhaberin eines Diezer Spielwarengeschäfts, die geduldig Spiele und Regeln erklärt. Häufig sind die Spiele so konzipiert, dass die Koordination von Hand und Augen verbessert oder Konzentration und Merkfähigkeit gesteigert werden, sagt sie.

Auf schnelle Reaktion kommt es an, zum Beispiel bei Bibi Blocksbergs Zauberkugel, die nach einem herzhaften „Hex, Hex!“ plötzlich in verschiedenen Farben aufleuchtet. Jetzt müssen die Spieler möglichst schnell die Karte mit der jeweils passenden Farbe finden. An diesem Tisch herrschen großes Tempo und lautstarkes Temperament. Wichtig ist aber auch die Spieldauer, meint Bettina Schnur, Grundschullehrerin in Linter. Sie interessiert sich für Spiele, die schnell aufgebaut, erklärt und gespielt sind „in der 25-minütigen Unterrichtspause oder in kurzen Freizeiten in der Schule“. Außerdem muss die Ausstattung haltbar sein, weshalb ein Fliegen-Patschen-Spiel für sie nicht in die engere Wahl kommt. Zu schnell könnten die Fliegenklappe zweckentfremdet und die filigranen Spielfiguren flügellahm werden. Das versteht Spiele-Erklärerin Monika Schubert; sie hat mehrere Stapel mit Spaß- und Lernspielen aufgetürmt.

Zum Beispiel die Konzentrationsspiele „Brückenbauen“ oder „Geistesblitz“, das Madeleine Bastian mit ihrer Mutter Sandra testet. Formen und Farben müssen hier schnell zugeordnet werden. Es ist ein schnelles, aber sprachloses Spiel. Und trotzdem gesellig, ist Daniela Gerhardt vom Förderverein der Grundschule überzeugt. Zum zweiten Mal habe der Förderverein einen Spieletag organisiert, berichtet sie. Der Zuspruch sei gut, und das ist doch beruhigend, bestätigt eine andere Mutter: „Spielen geht auch noch in Gesellschaft und ohne Fernseher oder Computer.“

Und sogar Erwachsene können sich stundenlang in Spiele vertiefen wie Martin und Silvia Dibala, die ihr Go-Spiel von zuhause mitgebracht haben, um hier neue Partner für das Jahrtausende alte chinesische Brettspiel zu finden. Die Regeln seien einfach, aber die Strategien können kompliziert werden, sagt Martin Dibala.

Und ja, auch Go ist ein Spiel für die ganze Familie.

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.